Seit Mitte Januar proben wir an der Komischen Oper Berlin Händels Oper „Poro, Re dell´Indie“. Regisseur ist Harry Kupfer, der über 20 Jahre Chefregisseur an der Komischen Oper war. Mit Hans Schavernoch und Yan Tax kommt auch sein bewährtes Team zusammen. Im Konzeptionsgespräch erzählte Kupfer, wie er Händels Poros als Regie-Assistent bei den Händelfestspielen in Halle kennengelernt hatte. Eine Aufnahme von den Aufführungen aus dem Jahr 1958 kann man übrigens heute noch auf CD bekommen. Die Opern wurden auf deutsch gesungen und „waren beliebt wie Operetten“, so Kupfer.

Für mich ist Harry Kupfers Arbeit sehr faszinierend. Er steht in der Tradition des realistischen Musiktheaters – sein Interesse gilt ausschließlich, dem Libretto und Händels Musik Glaubhaftigkeit und Gegenwärtigkeit zu geben. So steht jedes Ornament, die Verzierungen der Da Capi, jede Kadenz gewissermaßen auf dem Prüfstein zwischen formelhafter Virtuosität gegenüber einem im Moment glaubhaft dargestellten oder musizierten Affekt. Diese Arbeit inspiriert mich dazu, die Möglichkeiten der Historischen Aufführungspraxis noch einmal anders zu betrachten und einzusetzen. Es geht jedenfalls nicht um die Rekonstruktion einer bestimmten Aufführung zur Händelzeit.

Bei uns beginnen jetzt die Endproben, bei denen alles zusammen kommt: Sänger und Orchester, die Bühnentechnik, Licht, Video, Kostüme….

Am 26. Januar 2019 war die Premiere unserer szenischen Reise durch die Kirchenkantaten von Johann Sebastian Bach. Die Kritiken findet ihr hier.

Für uns heute ist Bach der Komponist seiner Passionen und Oratorien, dem wir »Die Kunst der Fuge« und »Das wohltemperierte Klavier« zu verdanken haben; äußerst populär wurden seine »Brandenburgischen Konzerte«. In seiner Zeit als Thomaskantor in Leipzig schuf er vor allem Kantaten für jeden Sonntag des Kirchenjahres. Und immer folgte er dem Credo »bey jedem Takt einen anderen Affekt« zu komponieren, denn die Musik sprechend zu machen war eines seiner Anliegen.
Dieses erweitern wir nun zu einer szenischen Version: Wir dramatisieren sechs dieser vornehmlich in Leipzig geschriebenen Kirchen-Kantaten für die Opernbühne. Als musikalisch-ästhetische Reise, die vom Dunkel ins Licht, von tiefen Seelennöten zum Jubel führen soll und die davon erzählen will, »dass der Mensch (s)ein Leben hat« und vom Anfang und Ende eines Jeden. (Quelle: Staatstheater Kassel)

Die Zusammenarbeit mit Aniara Amos (Inszenierung & Bühne) war hierbei geprägt von einer gemeinsamen Vision zwischen Musik und schauspielerischer Inszenierung. Das Staatstheater hat uns Beide interviewt.

Vorstellungen:
26. Januar 2019 – Premiere
30. Januar 2019
02. Februar 2019
08. Februar 2019
07. März 2019
20. März 2019
22. März 2019
26. März 2019
07. April 2019
14. April 2019
21. April 2019
03. Mai 2019
12. Mai 2019

Tickets findet Ihr hier.
Mehr Informationen zur Inszenierung und zur Besetzung finden sich auf der Webseite des Staatstheater Kassel.

Am 4. Dezember 2018 erschien beim Klassik Label CPO die Aufnahme der Barockoper „Flavio Crispo“ von Johann David Heinichen. Nach rund dreihundertjährigem Schlummern haben wir die italienische Oper 2016 gemeinsam mit Il Gusto Barocco und den KünstlerInnen Leandro Marziotte, Dana Marbach, Alessandra Visentin, Silke Gäng, Nina Bernsteiner, Tobias Hunger und Ismael Arronitz in Stuttgart uraufgeführt. Ab dem 15. März 2019 gibt es die Oper ebenfalls auf Spotify zu hören.

Aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte ist die Oper eines der wertvollsten Zeugnisse der damaligen Zeit. Die historischen Umstände sind besonders: Ein Streit der beiden weltberühmten Kastraten Senesino und Berselli sorgte für einen Eklat, der die Premiere von Heinichens Oper am Dresdner Hof verhinderte. Einige Anekdoten berichten, dass die Sänger dem Komponisten mangelnde Italienisch-Kenntnisse vorwarfen und im Probenprozess die Noten vor den Augen des Komponisten zerrissen – andere wiederum, dass Händel auf der Reise von Italien nach London die Dresdner Sänger abwarb. Es ist eine meisterhafte Partitur: Heinichen wählt z. B. eine sehr aparte Instrumentierung, um die Reinheit und Zerbrechlichkeit der Figur der Elena zu charakterisieren: In den Orchester-Ritornellen erklingen drei klagende Oboenstimmen ohne jegliches Baß-Fundament – ihr Klagegesang selbst wird durch leise Pizzicati der Streicher und in unserer Interpretation des Basso Continuo durch Arpeggien der Harfe begleitet. Dieser melancholische und fragile Aktschluß steht beispielhaft für Heinichens poetische und hoch empfindsame Vertonung dieses Opernlibrettos.

Hörbeispiele:



Die Bestellung der CD ist im Onlineshop von CPO möglich. Dort finden sich auch weitere Hörproben.

Wer Heinichens Oper zum anhören gerne online streamen möchte:
Spotify-Stream.
Apple Music-Stream

Im Juni 2016 hat il Gusto Barocco Heinichens Oper „Flavio Crispo“ uraufgeführt. Der Mitschnitt des SWR ist jetzt geschnitten und gemischt und wird bald bei cpo auf drei CDs erscheinen.

Johann David Heinichen (1683-1729) war Zeitgenosse Johann Sebastian Bachs, Georg Philipp Telemanns und Georg Friedrich Händels. 1710 reiste er nach Venedig, wo Antonio Lotti und Antonio Vivaldi zu dieser Zeit große Erfolge feierten. Es ist wahrscheinlich, dass Heinichen hier seine Kompositionstechnik der italienischen Oper perfektionieren konnte. August der Starke
engagierte ihn 1717 als Hofkapellmeister an den Dresdner Hof, wo Heinichen für den Rest seines Lebens blieb. Zu Heinichens Unglück stand kurz darauf auch der berühmte Antonio Lotti unter Vertrag, der seinen eigenen Librettisten und ein Ensemble mit nach Dresden brachte. So stand
Heinichen stets im Schatten, bis Lotti 1719 nach Venedig zurückkehrte. Prompt erreichte ihn der Auftrag, für die Saison 1720 die italienische Oper Flavio Crispo zu komponieren. Es sollte seine einzige Oper für den Dresdner Hof bleiben. Das Libretto stammt aller Wahrscheinlichkeit nach von Stefano Bernardo Pallavicini, der bereits für Antonio Lotti tätig gewesen war.

… urteilte der Mannheimer Morgen zur Premiere von Monteverdis Poppea am 12.4.2018 am Nationaltheater Mannheim. Die Krönung der Poppea ist die zweite im Oper des Monteverdi-Zyklus. „Die Atmosphäre: morbid. Die Bilder: überwältigend. Die Musik: zum Dahinschmelzen. Was wieder einmal dem Gastorchester Il Gusto Barocco unter Jörg Halubek zu danken ist, das ungeheuer sensibel, klangschön, überraschend, differenziert spielt.“

Kritiken zum Monteverdi-Zyklus

Die Frankfurter Rundschau beschrieb „ein musikalisches Wunderwerk (…) Hier ist alles auf aparten Farbenreichtum und delikate Kontraste eingerichtet (…) Fioronis und Halubeks Lesart vermittelt einen lukullischen und gescheiten Eindruck davon, was für ein Experimentierraum die frühe Oper war.“
LINK zur Frankfurter Rundschau

Die Kritikerin des SWR hätte „noch lange dieser auf den Punkt gespielten Musik zuhören können. Auch deshalb, weil die Musiker nicht in einem Orchestergraben verschwinden, sondern im Zuschauerraum sitzen“
LINK zu SWR2

 

 

Am kommenden Donnerstag ist die Premiere von Monteverdis Poppea am Nationaltheater Mannheim. Für die bildstarke und archaische Inszenierung von Lorenzo Fioroni haben wir entsprechend opulente Kompositionen der Prima Pratica ergänzt. Das Video zeigt einen Ausschnitt der letzten Orchesterprobe von Gabrielis In Eccelsis mit il Gusto Barocco

Link zum Nationaltheater

 

Die Einspielungen der Sechs Sonaten für Violine und Cembalo von Johann Sebastian Bach wurde mit dem Diapason d´Or de L´Année ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am Mittwoch, den 23. November 2016 in Paris statt und wurde live von france musique übertragen.

Die Doppel-CD erhielt außerdem den Editors Choice der britischen Zeitschrift Gramophone.

Link zu DIAPASON