Es gibt wahrlich viele Einspielungen von Monteverdis Marienvesper, aber das Besondere der vorliegenden Einspielung ist, dass sie im Anschluss an die Aufführungen einer szenischen Interpretation mit dem spanischen RegisseurCalixto Bieito entstand. Somit erfolgt also ein musikalischer Zugang nach einer szenischen Auseinandersetzung mit der Vesper. Schon seit 2017 ist il Gusto Barocco das Gastensemble für den von Opernintendant Albrecht Puhlmann initiierten vierteiligen Monteverdi-Zyklus am Nationaltheater Mannheim. Und tatsächlich unterscheidet sich die szenische Befragung liturgisch verorteter Musik aus Sicht des Musikers deutlich von einer gottesdienstlichen oder rein konzertanten Aufführung. In dem zeitintensiven Entstehungsprozess einer Operninszenierung entstehen letztliche Szenen, Bilder und Figuren. Bei jeder Bühnenfigur ist man auf der Suche nach einer emotionalen Wahrheit, aus der heraus ihre Kunsthaftigkeit, ihre Ästhetik und Glaubhaftigkeit entsteht – letztlich Wort und Ton, um Empathie zu erzeugen und das Publikum mitnehmen. Ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Einspielung sind die zahlreiche Diminutionen von allen Instrumentalisten und Sängern, die alle im Moment improvisiert wurden. Die einzelnen Sätze der „Marienvesper“ haben während der gemeinsamen szenischen Erarbeitungen für die Opernbühne einen definierten emotionalen Ort im dramaturgischen Ablauf bekommen. In diesem Sinne wurden Abschnitte, und deren Grundcharaktere definiert und in jeder Aufführung und für diese Aufnahme im Moment erfunden.
klassik.com 12/2020: »Eine berstend lebendige Marienvesper von Claudio Monteverdi bieten Jörg Halubek und Il Gusto Barocco hier – besonders reich an perkussiven Impulsen, aber auch mit allen ‚üblichen‘ Qualitäten.«
klassik-heute.de 12/2020: „Als ‚perfusa gaudio‘ darf man insgesamt diese CD bezeichnen, wie der Tenor in Audi coelum singt, also vor Freude überströmend, affektenüberreich, klangprächtig, temperamentvoll entflammt und von Überwältigungswillen geprägt. Selbst die Cornetti jauchzen lustvoll überschäumend, wie überhaupt das Orchester Il Gusto Barocco ungemein flirrend farbenreich, quirlig und geradezu fröhlich klingt – und selbstverständlich hochvirtuos spielt. Alle Tenöre begeistern mit überbordender Gesangs-Heißblütigkeit, auch die zwei Sopranistinnen glühen in Pulchra es geradezu vor Mitteilungsdrang. Alle Gesangsstimmen sind hoch beweglich, agil und flexibel und lassen – fast – vergessen, dass ein Chor monumentaler wirken würde.“
Hessische Allgemeine: „Ein großer Wurf.“